Qualifizierte Bildung und Ausbildung für alle
Die gegenwärtige Schul- und Bildungspolitik hat den Kurs auf Chancengleichheit und Förderung von Kindern und Jugendlichen aus allen gesellschaftlichen Schichten verlassen. Nicht mehr soziale Integration und Fördern stehen im Mittelpunkt, sondern zunehmend hat Schule die Aufgabe einer frühzeitigen Selektion der Schüler. Die Instrumente dieser Selektion sind das dreigegliederte Schulsystem, sind Einheitsprüfungen, die Verkürzung der Schulzeit, die Auflösung von Kleinstschulen oder die Verdrängung der geisteswissenschaftlichen Fächer.
Bildungs- und Ausbildungsziele werden weitgehend an die Anforderungen der beruflichen und industriellen Verwertbarkeit von Wissenskompetenz ausgerichtet. Schul- und Bildungspolitik werden zunehmend in den Zentralen der Arbeitgeberverbände gestaltet.
Bildung ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe. Sie ist eine wesentliche Voraussetzung für eine humane, soziale und weltoffene Entwicklung des Menschen. Auch für den Erhalt und die Weiterentwicklung sozialer und demokratischer Strukturen und Prozesse ist Bildung unerlässlich und muss für alle Menschen möglich sein.
Wir setzen uns deshalb für ein öffentliches und demokratisches Bildungssystem ein, das soziale Schranken überwindet und allen Menschen den gleichen Zugang zu Schulen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen eröffnet.
Wir brauchen flächendeckend professionell betreute Ganztages-einrichtungen für Kinder.
Wir brauchen Ganztagsschulen mit ausreichend pädagogisch und fachlich qualifiziertem Personal.
Wir brauchen kleinere Lerngruppen und insgesamt mehr Personal
und mehr Geld für KITAS, Schulen und Hochschulen.
Wir müssen möglichst langes gemeinsames Lernen und Fördern organisieren. Insbesondere Kinder mit Sprachschwierigkeiten oder aus schwierigen Sozialmilieus müssen frühzeitig gefördert werden.
Das Bildungswesen muss durchlässig und ohne Sackgassen sein. Die Weiterbildung für Erwerbstätige muss ausgebaut und verbessert werden.
Wir fordern ein Weiterbildungsgesetz, das entsprechend der Ansprüche der Beschäftigten ausgestaltet ist und die Beteiligung der Arbeitgeber an der Finanzierung der Weiterbildung regelt.
Die WASG will Chancengleichheit und hochwertige Bildung und Ausbildung für alle. Die Bildungsinhalte dürfen nicht nur auf die Qualifizierung für den Arbeitsmarkt gerichtet sein, sondern müssen umfassende soziale, politische und kulturelle Kompetenzen vermitteln und die Persönlichkeitsbildung fördern. Demokratie muss gelernt werden. Das Bildungswesen ist eine öffentliche Aufgabe und muss aus Steuermitteln finanziert werden.
Wenn Bildung und Forschung ihren Aufgaben gerecht werden sollen, müssen die Aufwendungen für diesen Bereich wesentlich erhöht werden. Unsere Schulen müssen fachlich-personell wie materiell deutlich besser ausgestattet werden als bislang. Um ästhetisch motivierende Lernumgebungen zu schaffen und umfassende Lernanregungen zu geben, ist eine materielle und räumliche Ausstattung von Schulen, vorschulischen Einrichtungen und Hochschulen erforderlich, die pädagogisches
Arbeiten produktiv unterstützt. Die uneingeschränkte Lernmittelfreiheit muss hergestellt werden.
Bildung und Wissenschaft stehen in gesellschaftlicher Verantwortung. Über Bildungsziele muss demokratisch entschieden werden, Bildungseinrichtungen unterliegen staatlicher Kontrolle. Wir lehnen die Privatisierung von Bildungseinrichtungen und –kosten ab.
Durch eine Umlagefinanzierung der beruflichen Bildung (Ausbildungsabgabe) ist für ein flächendeckendes und auswahlfähiges Angebot an qualifizierten Ausbildungsplätzen und für eine gerechte Verteilung von Ausbildungskosten zu sorgen. Wir wenden uns gegen Studiengebühren und fordern eine ausreichende Ausbildungsförderung ohne Rückzahlungsverpflichtung, um auch Kindern aus ärmeren Familien weiterführende Bildung und Hochschulausbildung zu ermöglichen.