Wahlalternative Arbeit & soziale Gerechtigkeit
Eine andere Politik ist möglich!

»Studiengebühren sind eine soziale Schweinerei«

Interview: Ralf Wurzbacher (Junge Welt)
 
Die Linke sieht sich auch an den Hochschulen in der Offensive. WASG- und Linkspartei-Gruppen wollen zusammenarbeiten. Ein Gespräch mit Ruben Lehnert
 
* Ruben Lehnert studiert Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin und ist Mitglied im Landesvorstand der WASG Berlin

F: Nach dem Muster der großen Politik will die Linke an den Hochschulen ihre Kräfte bündeln. Wie das?

Der Dachverband der PDS-Hochschulgruppen hat sich Mitte Januar in »Linke.Hochschulgruppennetzwerk« umbenannt und gegenüber WASG-Hochschulgruppen und anderen Initiativen geöffnet, die unsere politischen Ziele teilen. Damit trugen die Verantwortlichen der politischen Entwicklung des letzten Jahres Rechnung. Das Signal ist eindeutig: Die beiden Parteien haben die politische Landschaft in Bewegung gebracht. Das gleiche wollen wir jetzt auch an den Hochschulen erreichen. Die Linke ist in der Offensive.

F: Die geplante Fusion von Linkspartei und WASG wird also an den Hochschulen vorweggenommen?

Wir wollen den Neoliberalismus bezwingen, auch an den Unis. Ein Zusammenschluß aus Linkspartei und WASG reicht nicht aus. Wir müssen bündnis- und kampagnenfähig werden. Die Öffnung des Netzwerks ist deshalb auch eine Einladung an bestehende Hochschulgruppen und an bis jetzt keiner Organisation angehörende Menschen, gemeinsam mit uns die Linke an der Uni stark zu machen. Wir verheimlichen unsere Parteizugehörigkeiten nicht. Sie sollten jedoch keine Voraussetzung für gemeinsame Politik sein.

F: Welche Gruppen hätten Sie gerne mit im Boot?

Alle linken Gruppen, die einen schlagkräftigen und bundesweit agierenden Studierendenverband suchen. Das Motto sollte lauten: Nach links offen, nach rechts geschlossen. Selbstverständlich arbeiten wir nicht mit reaktionären Hochschulgruppen wie dem RCDS zusammen. Differenzierter sehe ich die Juso-Hochschulgruppen. Sie stehen allerdings der SPD nahe – einer Partei, die zur Zeit mit sozialer Gerechtigkeit so wenig zu tun hat wie die Sex Pistols mit Synchronschwimmen.

F: Wie weit reicht bislang der Einfluß von Linkspartei- und WASG-Hochschulgruppen?

Es gibt eine Vielzahl von Linkspartei-Hochschulgruppen, die auch in den Studierendenparlamenten vertreten sind. Besonders freut mich jedoch, daß es mittlerweile Hochschulgruppen gibt, die gemeinsam von Linkspartei- und WASG-Mitgliedern gegründet wurden. Das zeigt, daß die Linke trotz mancher Differenzen zusammensteht, um für eine bessere Welt zu streiten.

F: Welche Ziele hat das Netzwerk?

Wir setzen uns für die Demokratisierung der Hochschulen und für eine starke studentische Selbstverwaltung ein. Die gegenwärtige Umstrukturierung der Hochschulen lehnen wir ab, weil sie für die meisten Studierenden mit Nachteilen verbunden ist. Dazu zählt auch der Versuch, mittels Eliteunis ein universitäres Zweiklassensystem zu errichten. Mit den neuen Bachelor- und Masterabschlüssen wird außerdem die Verschulung des Studiums und die Entmündigung der Studierenden forcier. Dagegen wehren wir uns.

F: ... wie z.B. auch gegen die Einführung allgemeiner Studiengebühren ...

Der Kampf dagegen ist eine der Herausforderungen der nächsten Zeit. Studiengebühren sind eine soziale Schweinerei, denn sie befördern die Reproduktion der herrschenden Elite. Wir dürfen uns jedoch nicht nur auf universitäre Aufgaben konzentrieren. Wir sind Teil eines gesellschaftlichen, eines weltweiten Aufbruchs der Linken. Deswegen würde es mich freuen, wenn die Mobilisierung zum G8-Gipfel im Juli 2007 ein Aktionsfeld wird.

F: Welche Aktivitäten stehen als nächstes auf Ihrer Agenda?

Für das Sommersemester planen wir eine Veranstaltungsrundreise durch verschiedene Universitätsstädte zum Thema »Die neue Linke in Europa«, zu der wir Vertreter europäischer Linksparteien einladen möchten. Außerdem bereiten wir einen Kongreß für Ende November vor, der ein hochschulpolitisches Profil entwickeln und gleichzeitig Startpunkt einer kampagnenfähigen Linken an den Unis sein soll. Bis dahin laden wir alle Interessierte ein, das Gesicht der Linken an der Uni mitzuprägen. Am 1. und 2. April findet das nächste Treffen des Linke.Hochschulgruppennetzwerks in Erfurt statt.

* Kontakt: Katharina Weise (Linkspartei): 0179/6992099, Ruben Lehnert (WASG)
0176/29649275

 

 

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